Silikone, Parabene, Mineralöle, Sulfate - wir sind bereits an dem Punkt, an dem wir auf all dies verzichten, um unsere Locken bestmöglich zu pflegen. Und viele denken dabei: Super! Das ist natürliche Pflege! Damit tue ich sogar der Umwelt etwas Gutes.
Aber: Leider nein!
Müssen wir uns jetzt auch noch mit Mikroplastik beschäftigen?
Wer neben dem Vermeiden von schädlichen Inhaltsstoffen für unsere Haare, auch noch auf die Umwelt Rücksicht nehmen möchte, stößt extrem schnell auf weitere Inhaltsstoffe in der Lockenpflege, die zwar unseren Haaren weniger schaden, dafür aber der Umwelt.
Wir von der Lockenbar wollen das nicht! Und haben genug von diesem ganzen Green-Washing! Es ist höchste Zeit, die Welt auf der wir und hoffentlich noch viele weitere Generationen leben, zu schützen! Für unsere eigene Gesundheit, die der anderen Menschen und auch der Tiere! Und das mit schönen Locken – ja, das geht!
Ein kleiner Exkurs: Was ist Mikroplastik überhaupt?
Als Mikroplastik werden per Definition Kunststoffteilchen bezeichnet, die kleiner als 5mm sind. Oft sind sie so winzig, dass wir sie gar nicht sehen können. (Weiter unten im Text wirst Du allerdings sehen, dass diese Definition nicht weitreichend genug ist – Plastik kann ganz unterschiedliche Konsistenzen haben, von flüssig bis fest oder sogar wasserlöslich.)
Fragst Du Dich was das jetzt mit uns zu tun hat? Diese Teilchen sind schließlich so klein, dass sie doch kaum großen Schaden anrichten können. Leider doch! Durch das Abreiben von Autoreifen und Schuhsohlen, Synthetik in Kleidung, Inhaltsstoffen in Kosmetik und Kunstrasen gelangt das Mikroplastik leicht über den Regen, beim Duschen oder durch das Waschen von Kleidung ins Abwasser. Kläranlagen können diese Teilchen aufgrund ihrer geringen Größe nicht filtern und so verbleiben sie im Wasser. Sie fließen durch Flüsse und landen in Meeren oder setzen sich im Klärschlamm ab. Damit werden wiederum Äcker und Felder gedüngt. Somit gelangt das Mikroplastik in unsere Nahrung und in unseren Körper. Selbst unser Trinkwasser und die Luft, die wir atmen enthalten mittlerweile kleinste Teilchen von Mikroplastik bzw. Nanoplastik (Teilchen mit der Größe von bis zu einem Nanometer). Wenn Du kein/e Vegetarier*in bist, isst Du Tiere, die ebenfalls Mikroplastik zu sich nehmen über das Trinkwasser, bewässerte und gedüngte Äcker oder Gemüse und Getreide, welches sie als Futtermittel bekommen. Ein Teufelskreis also. Mindestens genauso schlimm, wenn nicht noch viel dramatischer sieht es bei den Meerestieren aus. Nebst des ganzen Mikroplastiks, welches durch die Meere schwimmt, ist es auch voll von größeren Plastikteilen, die Fische, Muscheln und Co. nicht als solches erkennen können und dann fressen.
Während wir in Deutschland unser Müllsystem zumindest weitestgehend im Griff haben, sieht es leider in anderen Ländern anders aus. Sie ersticken fast in Abfällen, da es kein geregeltes Müllentsorgungs- und Verwertungssystem gibt und Recycling quasi nicht existiert. So gelangen große Plastikteile leicht in die Umwelt und ins Wasser - und damit auch zu uns. Auch dieses Plastik zersetzt sich nach Jahrzehnten zu Mikroplastik. Durch die Sonneneinstrahlung, Wind und Salzwasser lösen sich nach und nach Teilchen. Ein ziemlich bedrückendes Thema, welches nicht verharmlost werden darf. Schließlich möchten wir doch alle möglichst gesund und lange leben
Zurück zum Thema: Wieso enthält Kosmetik Mikroplastik?
Die Kosmetikindustrie macht es uns nicht so leicht auf Mikroplastik zu verzichten. Es wird eingesetzt für die Verbesserung der Konsistenz eines Produkts, als Quell-/Füllstoff für mehr Volumen, als Peelingpartikel oder um Glanz und Halt zu verbessern.
Im „Kosmetik-Dialog“, einem Treffen zwischen Kosmetikfirmen und der Bundesregierung, hatte man sich zwar darauf geeinigt, ab dem Jahr 2020 kein Mikroplastik mehr in Kosmetikprodukten zu verwenden, allerdings gibt es dabei zwei große Haken. Zum einen einigten sie sich auf eine Selbstverpflichtung und nicht auf ein Verbot. Das bedeutet, dass jeder Kosmetikhersteller am Ende noch selbst entscheiden darf, ob er auf Mikroplastik verzichtet oder nicht. Zum anderen gilt diese Verpflichtung nur für Feststoffe. Flüssiges oder gelartiges Plastik darf weiterhin verwendet werden. Umweltschützer*innen fordern seit Jahren ein europaweites Verbot von Mikroplastik in allen Aggregatszuständen – egal ob flüssig oder fest.
Achten wir also auf unsere Gesundheit und auf ein möglichst nachhaltiges Leben, ist der Verzicht und das genaue Lesen von Inhaltsstoffen auf den Verpackungen also leider immer noch unumgänglich.
Wie erkenne ich Mikroplastik in der INCI-Liste?
Wer kein/e Chemiker*in ist, ist auch schnell mit den Inhaltsstoffen auf den Produktflaschen überfordert. Neben Aqua und Aloe Vera (die kennen wir) gibt es zahlreiche Inhaltsstoffe, die nicht so leicht von uns Laien identifiziert werden können. Um Dir den ersten Schritt etwas zu vereinfachen siehst Du hier die Liste einiger Inhaltsstoffe von der Verbraucherzentrale (https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/umwelt-haushalt/produkte/mikroplastik-und-kunststoffe-in-kosmetik-und-im-meer-26381). Auf diese Inhaltsstoffe solltest Du absolut verzichten.
- Acrylates Copolymer, Acrylates Crosspolymer
- Allyl Stearate/VA Copolymer
- Butylene/ethylene/styrene Copolymer
- Ethylene/propylene/styrene Copolymer
- Ethylene/acrylate Copolymer
- Ethylene/methacrylate Copolymer
- Polyamide, Nylon
- Polyacrylate
- Polymethyl Methacrylate
- Polyquaternium
- Polyethylene (PE)
- Polyethylene Glycol (PEG-) (schwer abbaubar ab PEG-50)
- Polyethylene Terephthalate (PET)
- Polypropylene Terephthalete
- Polybutylene Terephthalate
- Polypropylene (PP)
- Polypropylene Glycol (PPG) (schwer abbaubar ab PPG-50)
- Polystyrene (PS)
- Polytetrafluoroethylene
- Polyurethane (PUR)
- Styrene acrylates Copolymer
- Silikone z.B. Cyclotetrasiloxane, Cyclopentasiloxane, Cyclohexasiloxane, Cyclomethicone / Silsesquioxane / Trimethylsiloxysilicate (Siliconharz)
Aus der Liste sticht immer wieder der Begriff „Acrylat“ heraus, genauso wie Polypropylene, Polyurethane oder Polyethylene.
In Haarkosmetik sehen wir ständig PPG, PEG und Acrylate jeglicher Art in den INCIS - von wegen alles „natürlich“!
Und dann gibt es auch noch die nicht festen Inhaltsstoffe. Dazu gehört z.B. Carbomer, das ist Polyacrylsäure, sie fällt nicht unter die Definition Mikroplastik. Das klingt vielleicht im ersten Moment gar nicht so schlecht, aber wie bereits erwähnt wurden ausschließlich feste Stoffe als Mikroplastik anerkannt, flüssige und gelartige Stoffe nicht - dazu zählt nämlich Carbomer. Es ist ein Pulver, welches sich durch die Zugabe von anderen Inhaltsstoffen verflüssigt. Es wird als Filmbildner und Emulgator in Kosmetik eingesetzt und schützt so unsere Haut und unsere Haare vor Umwelteinflüssen. Leider gelangen aber auch hier, mit dem Abwaschen des Produktes, synthetische Stoffe in das Abwasser, die in Kläranlagen genauso wenig gefiltert werden können wie die festen Mikroplastikteilchen. Somit landet auch Carbomer wieder in den Meeren, auf den Feldern und schlussendlich wieder auf unseren Tellern.
Was die Folgen davon sind, ist immer noch nicht ausreichend erforscht. Wir persönlich glauben allerdings nicht, dass dies gute Folgen für uns und die Umwelt sein werden.
Das Geschäft mit den „natürlichen Inhaltsstoffen“
Nachhaltigkeit und die Produktion von umweltschonenden Produkten werden immer populärer – ein riesengroßer Markt entsteht. Firmen verzichten anscheinend auf schädliche Inhaltsstoffe. Doch Vieles, was dort vielversprechend beworben wird, ist bei näherer Betrachtung nicht wirklich besser als das ursprüngliche Produkt. Es wird auf Inhaltsstoffe verzichtet, die allgemein bekannt umweltschädlich sind. Ersetzt werden diese allerdings mit ebenfalls fragwürdigen, nicht so bekannten Alternativen. Ein Beispiel: ein Conditioner wirbt mit „frei von Mikroplastik". Schön und gut, nur enthält er eben andere synthetische Stoffe, die offiziell nicht als Mikroplastik anerkennt sind und ebenso der Umwelt schaden. Dazu kommt noch eine schöne Verpackung, möglicherweise aus recyceltem Plastik und der Aufdruck "mit natürlichen Inhaltsstoffen" und schon ist der/die Kunde/in überzeugt und hinterfragt nicht weiter. Hier spricht man von Greenwashing. Das lässt sich auch auf andere Bereiche außerhalb des Badezimmers ausweiten, wie z.B. in der Textilindustrie oder bei Reinigungsmitteln.
Leider ist es wirklich nicht leicht, solche Inhaltsstoffe aus den INCI-Listen herauszufiltern, auch, weil gefühlt jede Woche ein neuer Inhaltsstoff auf den Markt kommt und es teilweise wenig Recherchemöglichkeiten gibt. Wenn Du Dich mit dem Thema intensiver beschäftigen möchtest, greife bitte immer auf mehrere Quellen zurück. Selbst die namenhaften Websites und Apps zu solchen Themen haben hierbei schon fatale Fehler gemacht, werden immer häufiger verklagt und sind vorsichtiger geworden. Ich selber habe einmal eine solche Website angeschrieben, da sie einen bio-zertifizierten Inhaltsstoff als schwerst schädlich deklariert hatten – mit dem Resultat, dass die Bewertung innerhalb von kurzer Zeit geändert wurde, da „andere Website den Inhaltsstoff auch als "gut" deklariert hätten“ – tolle Recherche! ;)
Am besten aufgehoben bist Du deswegen bei Gefahrgut- und chemischen Analyseberichten.
Wir von der Lockenbar wollen auf alle solche Inhaltsstoffe definitiv verzichten! Deswegen prüfe ich jede INCI-Liste, bevor ein Produkt im Shop aufgenommen wird und hoffe sehr, dass ich dabei auch keine Fehler mache. 😰 Das hat mich schon die ein oder andere schlaflose Nacht gekostet. Aber ich gebe auf jeden Fall alles!
Das Thema Mikroplastik betrifft übrigens nicht nur unsere Pflegeprodukte, sondern auch weitere Helfer in unserer Lockenpflege. Dazu gehören auch Mikrofaserhandtücher - diese werden ja schließlich in der Welt der Curlies gehyped und als eines der wichtigsten Hilfsmittel in der Lockenpflege bezeichnet. Leider gibt es nun hier auch wieder einen großen Minuspunkt. Die enthaltenen Mikrofasern aus Mikroplastik, meist Polyester und Polyamid, lösen sich beim Waschen und gelangen so ebenfalls ins Abwasser. Der Teufelskreis beginnt von vorne.
Glücklicherweise gibt es tolle Marken, die nachhaltige Haaraccessoires für uns Curlies produzieren. Eine große Herzens-Empfehlung von uns: Fräulein Frieda. Schau Dir mal im Shop die Produkte von Ann-Kathrin, der Gründerin von Fräulein Frieda, an.
Und übrigens: Wer sich mit der Umwelt intensiver beschäftigt und etwas für sie tun möchte, kann im eigenen Haushalt anfangen. Mittlerweile gibt es großartige, nachhaltige Alternativen bei Reinigungsmitteln, Kleidung usw…und vor allem auch im Bereich Make-up. ❤️
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